19.03.11: Große Tunnelübung

im neuen Tunnel Stans...                                        

Eine groß angelegte Tunnelübung fand am Samstag, dem 19. März 2011 in Stans im Unterinntal statt. Angenommen wurde eine Zugentgleisung mit 40 Betroffenen in einem neu errichteten, mehr als 600 Meter langen Tunnel. Fast 200 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettung, Polizei und ÖBB übten.  

Das Bahnprojekt 

Zwischen Kundl und Baumkirchen wird der erste Abschnitt der Zulaufstrecke Nord zum Brenner Basistunnel errichtet. Um im Bereich Stans die Neubaustrecke mit der Bestandsstrecke verknüpfen zu können, ist es erforderlich, diese zwischen Jenbach und Schwaz nach Süden zu verlegen. Das führte wiederum zum Neubau des Stansertunnels, der mit der verlegten Bestandsstrecke am 5. September 2011 in Betrieb geht. 

Der Tunnel und seine Sicherheitseinrichtungen

Das 634 m lange Tunnelbauwerk weist dem Stand der Technik entsprechende Sicherheitseinrichtungen auf. Beidseitig sind mindestens 1,20 m breite Randwege angeordnet, die über einen Handlauf mit integrierter Orientierungsbeleuchtung verfügen. So werden flüchtende Personen zu den sicheren Bereichen bei den Portalen bzw. beim mittig angeordneten Notausgang geführt. Dort stehen befestigte Aufstellflächen zur Verfügung, die über das öffentliche Straßennetz erreichbar sind und der Einsatzabwicklung dienen. Im Tunnel befinden sich in regelmäßigen Abständen Stromverteilungskästen (so genannte „Elektranten“) zur Stromentnahme sowie Notruffernsprecher zur direkten Kontaktaufnahme mit der ÖBB-Betriebsführungszentrale (BFZ) Innsbruck. Desweiteren stehen den Feuerwehren Rollpaletten zur Verfügung, die aufgegleist werden und den Transport von Material und verletzten Personen über längere Wegstrecken ermöglichen.
Über ferngesteuerte Lasttrenner und Erdungsschalter kann die BFZ Innsbruck die gesamte Oberleitungsanlage im Tunnel spannungsfrei schalten und erden. Vor Ort sichert dann die Feuerwehr durch Einhängen von Vorhängeschlössern (zwei pro Oberleitung) gegen Wiedereinschalten.


Sichern der abgeschalteten und geerdeten Oberleitung mit Vorhängeschlössern...


...die aufgegleisten Materialwagen...


...waren eine große Hilfe...

Größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten heißt aber, trotz aller vorbeugenden Maßnahmen zur Störfallvermeidung bzw. Ausmaßminimierung auf ein Unfallereignis vorbereitet zu sein. So übten am Samstag, den 19. März 2011 die Feuerwehren Stans und Schwaz zusammen mit dem Roten Kreuz, der Polizei und den ÖBB den Ernstfall. Annahme war die Entgleisung eines mit 40 Personen besetzten Regionalzuges, wobei 25 schwer verletzt wurden. Nachdem sowohl der Fahrdienstleiter in der BFZ über Zugfunk als auch die Leitstelle Tirol per Handy einen Notruf erhalten hatten, wurden der ÖBB-Einsatzleiter und die Hilfsorganisationen an den Ort des Geschehens entsandt.  


...der Tunnel ist 634 Meter lang und hat in der Mitte einen Notausgang...

Besonders wichtig ist der Ablauf zu Beginn eines Einsatzes im Gleisbereich: Vom Feuerwehr-Einsatzleiter ist beim ÖBB-Notfallkoordinator die Freigabe zum Betreten der Bahnanlage einzuholen. Dazu muss u.a. die Oberleitung abgeschaltet, geerdet und gegen Wiedereinschalten gesichert sein. Während Abschaltung und Erdung vollautomatisch erfolgen, muss der Feuerwehr – Einsatzleiter die Oberleitung gegen Wiedereinschalten mit zwei Vorhängeschlössern sichern.


...enge Verhältnisse im Waggon...

Nachdem dies erledigt war, konnten die Feuerwehren Stans und Schwaz von beiden Tunnelportalen aus in den Tunnel vorrücken. Die bereits erwähnten Alu – Rollwagen erleichterten die Arbeit enorm. Da es zu keinem Brand gekommen war, wurde unmittelbar die Rettung der verletzten Passagiere eingeleitet. Hier zeigte sich rasch, dass die Rettung von Verletzten aus Eisenbahnwaggons alles andere als einfach ist. Zum Einen herrscht in den Waggons eine dem enstprechende Enge. Diese macht es schwierig, liegende Patienten aus den Waggons zu bringen. Zum anderen war der Höhenunterschied zwischen letzter Stufe am Waggon und Bahngleis sehr hoch, man musste geradezu hochklettern. Steckleiternteile oder die LKW – Rettungsplattform hätten hier eine gewisse Erleichterung gebracht.


...beträchtliche Höhenunterschiede zwischen Waggon und Gleisbett...

Nach der Rettung aus dem Zug (alle Verletzten waren mit dem Personen – Leitsystem des RK Tirol erfasst) erfolgte der Transport mit Hilfe der Rollpaletten zum Ostportal bzw. zum Notausgang. Dort wurden sie dem Rettungsdienst übergeben, erstversorgt und weiter ins Krankenhaus gebracht. Nach gut 1½ Stunden waren alle Personen gerettet. Anschließend führte noch die Exekutive ihre Erhebungen durch. Nachdem alle Einsatzkräfte aus dem Gleisbereich abgezogen waren, wurden seitens der Feuerwehr die Schlösser an den Erdungsschaltern entfernt und vom ÖBB-Einsatzleiter die Freigabe zum Betreten der Bahnanlage zurückgenommen.


...rascher Abtransport der Verletzten...


...bis zum Notausgang, wo die mobilen "Verletzten" hinausgeleitet wurden...


...dort wartete ein Großaufgebot der Rettung...


...um die Verletzten zu versorgen...


Im Bereich Bahnhof Stans hat die Einsatzleitung Stellung bezogen...


...Lageführung und Kommunikationsdrehscheibe aller beteiligten Einrichtungen...

Die aus der gut verlaufenen Übung gewonnenen Erkenntnisse fließen in die weitere Bearbeitung des Sicherheitskonzeptes des Stansertunnels und der neuen Unterinntalbahn ein.  Diese geht am 9. Dezember 2012 in Betrieb und damit zwei ca. 17 km lange Tunnel - die Übung im Stansertunnel war also erst ein Vorgeschmack auf große bevorstehende Aufgaben.