Der seidene Faden des Lebens…

...ein Beitrag von Ernst Spreng, RK Schwaz

Freitag abend. Die Rot-Kreuz-Sanitäter aus Schwaz treffen sich mit einem Psychologenteam, um über den Busunfall in Vomp zu sprechen. So wie es bei der Feuerwehr Schwaz bereits am Mittwoch geschah.  

 

SCHWAZ (esp.) Die Erwartungen der Sanitäter und Feuerwehrmänner rund um das psychologische Gespräch sind gemischt. Die Neugier ist groß. Gott sei dank sind solche Einsätze selten, nach denen man gerne mit einem geschulten Menschen spricht. Notfallpsychologe Rudolf Morawetz beginnt dementsprechend vorsichtig: „Wer etwas zu dem Unfall zu sagen hat, hier kann der Platz dafür sein. Wir zwingen aber niemanden dazu hier zu reden“. Tatsächlich dauert es dann nicht lange, bis die ersten zu erzählen beginnen. Die Rede ist von einzelnen Verletzten, die ihm Gedächtnis haften blieben, einem befreienden Tränenausbruch nach Einsatzende und einer großteils schlaflosen Nacht von Dienstag auf Mittwoch. Morawetz vom psychologischen Akutservice beruhigt: „Alles sehr normale und gute Reaktionen.“  

 

 

Die psychologische Nachbesprechung des Unfalles auf der A12 dauert an diesem Freitag abend bis spät in den Abend. Viele der freiwilligen Rot-Kreuz-Sanitäter erzählen ihre persönlichen Eindrücke, eigentlich alle gehen mit dem schweren Unfall ausgezeichnet um. Die psychologische Betreuung hat gegriffen.
Kurz vor Ende der Sitzung werden drei der Sanitäter von der Schwazer Rettungsleitstelle alarmiert. Ein medizinischer Notfall in Schwaz. Die drei eilen davon, das Leben geht weiter. Und man versteht plötzlich, dass es den berühmten seidenen Faden des Lebens wirklich gibt.Und dass freiwillige Helfer überall im Land, egal ob von Rotem Kreuz oder Feuerwehr, nicht nur bei solchen Ausnahmefällen wie am 1. Mai auf der A 12 täglich damit beschäftigt sind, dass dieser Faden so spät wie möglich reißt.

 

Rückblende auf den Dienstag, den Unfallabend. Die psychologische Betreuung der Rot-Kreuz-Sanitäter beginnt sofort nach dem Einsatz. „Es ist wichtig, dass wir gerade den Einsätzkräften des Roten Kreuzes direkt nach dem Unfallgeschehen für ihre Hilfe danken und ihnen zugleich sagen: So, für heute ist das Ganze vorbei,“ erklären die Psychologen. Demobilisierung heißt das in der Fachsprache, in der Realität ist es für viele ein Gefühl, als würde vorerst die Last von den Schultern nehmen. Der zweite Schritt in der psychologischen Betreuung sind dann jene längeren Gespräche in kleinen Gruppen, die Psychologe Morawetz und sein Team sowohl für Feuerwehr als auch Rotes Kreuz durchgeführt haben. „Hier kann es sich ergeben, dass der eine oder andere dann anschließend noch in einem Einzelgespräch betreut wird.“